5 Gemeinsame Mythen über Übersetzungen
Es gibt wohl so einige Mythen zum Thema Übersetzen. Gerade im Urlaub meint man oft: ein paar Worte in der fremden Sprache, das reicht doch für die Verständigung und man wird verstanden.
Also so schwierig kann Übersetzen doch gar nicht sein. Ja, im persönlichen Gespräch kommt zum gesprochenen Wort noch die Mimik und Gestik hinzu. Das erleichtert die Kommunikation. Und im Urlaub möchte man einfache Dinge tun: bestellen, buchen oder etwas kaufen. Auf diese Bedürfnisse der Touristen haben sich die Einheimischen bereits gut eingestellt.
Doch umso spezifischer wir uns ausdrücken wollen – und Deutsch ist eine sehr genaue Sprache – umso ausgeprägter müssen die sprachlichen Fertigkeiten sein.
MYTHOS 1 – ZWEISPRACHIG AUFGEWACHSENE PERSONEN SIND IMMER GUTE ÜBERSETZER:
Daher wird oft gemeint, dass zweisprachig aufgewachsene Personen immer auch perfekte Übersetzer sind. Und nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt kann man doch die Sprache der Fremde perfekt, oder?
Doch eine Sprache sprechen und eine linguistische Ausbildung in der Sprache sind verschiedene Paar Schuhe: den die Voraussetzungen unterscheiden sich doch sehr. Die wirklichen Feinheiten merkt man oft erst beim geschriebenen Wort. Darum heißt es auch Schriftsteller – weil es eine Kunst ist, mit Worten perfekt umzugehen. Und selbiges gilt auch für Übersetzungen.
MYTHOS 2 – ÜBERSETZUNG VERSUS FACHÜBERSETZUNG – EIN MINIMALER UNTERSCHIED?
Für eine Übersetzung reicht es, gut die andere Sprache zu beherrschen. An einem Beispiel lässt sich das gut zeigen: wenn ich heute den Begriff Gebäude ins Englische übersetzen möchte, wähle ich „Building“. Das passt! Doch wie sieht ein linguistisch geschulter Fachübersetzer der auch als Architekt gearbeitet hat so ein Bauwerk? Er sieht das Gebäude aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln: die Struktur (EFH, MFH), den baulichen Zustand (Passivhaus), die Epoche der Errichtung (Plattenbau) usw. …
Genau diese Feinheiten kommen dann in der Übersetzung zum Tragen, verbessern bei der Auswahl der Worte das Textverständnis und fügen sich dann zu einem passenden Gesamtbild.
Das kann nur ein Fachübersetzer.
MYTHOS 3 – WER KANN DIE QUALITÄT EINER ÜBERSETZUNG BEURTEILEN?
Die Einschätzung der Qualität einer Übersetzung ist sehr schwierig. Oft wird ein zweiter Übersetzer oder eine Agentur gebeten, mögliche Fehler in der Übersetzung eines Dritten zu finden, um so Aussagen zur Qualität machen zu können. Das geht natürlich, stellt aber auch eine Herausforderung dar: dann wird schnell jedes Wort, dass für den eigenen Sprachgebrauch ungewöhnlich ist, als tendenziell falsch markiert – man will ja auch was finden.
Dabei hängt die Qualität der Übersetzung vom Ausgangstext, dem Referenzmaterial, dem Bildungsstand des Übersetzers und der Zielgruppe ab. Bei behördlichen und juristischen Übersetzungen bleibt jeder Fachübersetzer gerne nah am Text und so ein Text ist immer anspruchsvoll und selten leicht verständlich. Aus diesem Grund gibt es bei vielen Websites von Ämtern auch die Möglichkeit auf „einfache Sprache“ zu wechseln.
Da jeder Fachübersetzer seinen speziellen Duktus, Präferenzen, seinen Bildungsstand und eigenen Stil hat, dürfen sich Übersetzungen auch leicht unterscheiden. Es ist wichtiger, dass der Sinn treffend wiedergegeben wird und ein Text verständlich ist, als jedes Wort genau zu übersetzen.
Um also die Qualität einer Übersetzung wirklich zu beurteilen, muss man sich in die Übersetzung hineinarbeiten, den Ausgangstext studieren und Referenztexte lesen. Sobald klar ist, welche Freiheiten seitens des Auftragsgebers vorgegeben wurden, kann auch eingeschätzt werden, ob nahe am Text oder frei übersetzt wurde und somit der Text passend wiedergeben wird.
Mit dieser Erfahrung und einem gewissen Abstand lässt sich dann auch einschätzen, ob die Übersetzung passt. Dieses Korrekturlesen ist übrigens oft ähnlich zeitintensiv, wie eine vollständige Übersetzung.
Wann ist eine Übersetzung perfekt?
Perfekt ist eine Übersetzung dann, wenn sie nicht als Übersetzung erkannt wird. Die Übersetzung sollte so klingen, als wäre es der Ausgangstext in der Zielsprache verfasst worden. Um das hinzukriegen, bedarf es einer langjährigen Erfahrung, einer guten Ausbildung, einer ständigen Weiterbildung – fachlich wie linguistisch und eben der Liebe zur Sprache.
MYTHOS 4 – DER EINSATZ VON TECHNOLOGIE
Im IT Zeitalter ist „Alles“ möglich und auch schneller und einfacher umzusetzen. Nur bei jeder Sprachverarbeitung beißen sich die Computerprogramme die Zähne aus. Weder klappt die Spracherkennung – also die Umwandlung von gesprochenen Wörtern in Text – noch die Übersetzung.
Hier wurde nur ein Wort falsch übersetzt. Die Verständlichkeit ist dahin.
Noch lustiger wird es, wenn ganze Texte mit einer Maschine übersetzt werden:
Es wäre doch etwas peinlich, solche Übersetzungsfehler auf Ihrer Website zu finden, oder?
Die Sprache hat sich über Jahrtausende entwickelt und ist einfach eine Besonderheit
Die Sprache hat sich über zigtausende Jahre entwickelt, manchmal mit Doppeldeutigkeiten, Hintersinn, Ironie und Wortspiel. Daher bleibt eine Übersetzung immer die Arbeit von geschulten Fachübersetzern. Denn ein Computer tut sich extrem schwer den Sinn zu erkennen, wenn nur durch die Betonung schon eine ganz andere Intention entstehen kann.
Es wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen, bis wir über den PC eine vernünftige Qualität bei Übersetzungen bekommen. Die Erfahrung von linguistisch ausgebildeten Personen, die sich über Jahre mit ihrer Sprache beschäftigt haben, ist eben ein echter Mehrwert. Daher muss ein guter Fachübersetzer auch fair entlohnt werden.
Gibt es überhaupt sinnvolle technische Hilfsmittel?
Sicherlich können auch Glossare (einsprachig mit Erklärung der Begriffe oder mehrsprachig- je nach Aufwand) eine Unterstützung sein. Wenn Ihr Unternehmen so ein Glossar hat und feste Begriffe immer gleich übersetzt werden sollen, ist das eine echte Hilfe. Tranzzlate legt für jeden Kunden so eine spezifische Datenbank an, um eben die bestmögliche Qualität sicherzustellen.
Ihre Übersetzungen werden ausschließlich von Fachübersetzern mit langjähriger Erfahrung angefertigt.
MYTHOS 5 – FÜR WEN UND WAS WIRD ÜBERSETZT?
Wenn wir uns eine Hose kaufen, haben wir viel Auswahl. Doch für welchen Anlass kaufen wir die Hose? Welche Farbe passt zu mir, welche zur Jahreszeit? Soll es ein sportlicher Schnitt sein oder eher ein bequemer Schnitt? Und welche Größe? Welcher Stoff?
Machen Sie sich beim Kauf einer Hose auch so viele Gedanken?
Ähnlich viele Gedanken sind beim Verfassen von Texten sinnvoll: für wen ist der Text gedacht (Zielgruppe)? Möchte ich informieren oder zum Kauf animieren? Für welches Medium wurde geschrieben und übersetzt?
Soll also der Text auf die Website, auf einen Firmenprospekt für Ihre Kunden mit entsprechendem Fachwissen oder für die sozialen Medien sein?
Um in diesen neuen Medien die Zielpersonen schnell und bindend anzusprechen, braucht es eine ganz eigene Sprache, die bei der Übersetzung evtl. auch regionale Gepflogenheiten ansprechen muss.
Fazit: Wohin wird sich die Kommunikation durch das IT Zeitalter entwickeln?
Wir stehen aktuell bei der Kommunikation an einem echten Scheideweg: braucht es noch gutes Deutsch und gute Übersetzungen oder reichen Bilder und Animationen? Einige Firmen gehen dazu über, Bedienungsanleitungen als Video weiterzugeben, mit der jeweiligen Übersetzung als Untertitel – versteht sich. Werden wir also künftig immer mehr auf Videos, Bilder und Kurznachrichten setzen? Oder bleibt es bei spannenden Büchern, die einen förmlich in das Thema hineinziehen? Ein gelesener Text hat für das Gehirn und das Denken einen entscheidenden Vorteil: das Gehirn wandelt die Sprache in eigene Bilder um. Und nur solche Mechanismen fördern die Kreativität.
Falls Sie noch weitere Mythen einer Übersetzung kennen, dürfen Sie gerne einen Kommentar hinterlassen.