6 Fragen und Antworten zum Thema Lokalisierung
Egal, ob es sich um eine Begrüßung oder Anrede handelt, oft sind die ersten Worte entscheidend für die Kommunikation. Die Sprache entwickelt ständig weiter. Es bilden sich zudem regionale Begriffe und ganze Dialekte heraus. Damit der Leser schnell vertrauen fasst, ist es wichtig dass eben eine Lokalisierung von Texten stattfindet.
„Salve*“ – eine Begrüßung nur für Politiker?
Stellen Sie sich vor, Sie machen in einer Region in Deutschland Urlaub. „Salve“ ist eine mögliche Begrüßung in Süddeutschland. Natürlich ist diese Anrede nur für hochrangige Politiker gedacht auch in Form einer Gewehr-Salve. Historisch belegt ist die Verwendung als Anrede seit über 2.000 Jahren in Italien mit „Salve Cäsar“. Und doch ist „Salve“ auch besondere Form der Begrüßung der Bayern untereinander.
„Moin, Moin“ so spricht man Sie im Norden Deutschlands an. Wenn die Antwort auf ein recht allgemein gehaltenes „Guten Morgen“ – „Allaa guut“ lautet, befinden Sie sich in keinem islamischen Viertel, sondern in Mannheim. Im Norden Deutschlands wird man Sie mit „Moin, Moin“ ansprechen- so unterschiedlich sind allein die Anrede in einem Land das eine gemeinsame Sprache spricht.
Wenn nun solche Besonderheiten in einer Übersetzung fehlen, darf man sich nicht wundern, wenn Personen aus dieser Region mit solchen Texten oder Übersetzungen wenig anfangen können. Es ist also durchaus von Vorteil, wenn der Übersetzer aus der Zielregion kommt, die Zielgruppe kennt und so auch sprachlich das Ziel trifft.
Der Mistkratzer
Was versteht man nun unter einem Mistkratzer? Und wo kann man so etwas bestellen? Also verwendet wird der Ausdruck in der deutschsprachigen Schweiz. Und er beschreibt ein Tier, dass sich nach seinem Tod noch zigmal um die eigene Achse dreht… Es handelt sich hierbei um einen saftig gebratenen Gockel – das versteht sich doch von selbst, oder?
Wer geschmacklich auf Vielfalt steht, sollte in übrigens Baden Württemberg auch einmal Kutteln** probieren. Als ich den Duft von Kutteln das erste Mal gerochen habe, konnte ich keinen Bissen davon essen.
Der Bulle
Die Assoziation und Bedeutung des Begriffs „Bulle“ reicht vom männlichen Rind, über die päpstliche Bulle, der Hochphase an der Börse bis zu einem Polizisten. In den Regionen die auch einmal französisch besetzt waren, wird hierfür auch gerne der französische Begriff „Gendarm“ verwendet. In Bayern spielt man als Kind heute noch „Raiber und Schande“ – also Räuber und Gendarm.
In der Gegend um Bad Tölz ist mit Bulle ausschließlich „Der Bulle von Tölz“ – der Schauspieler Ottfried Fischer gemeint.
Das Aufbrezeln
Und noch so ein spezieller Begriff aus Süddeutschland: gemeint ist hierbei das Herrichten, hübsch machen, Aufschicken oder eben Aufbrezeln. Jede Frau stylt sich ja gerne. In der TV-Serie „Monaco Franze – der ewige Stenz“ von Helmut Dietl haben die Frauen sich regelmäßig aufgebrezelt und der „Monaco“ fand die Damen dann zum Anbeißen. Die Bedeutung des Wortes „Aufbrezeln“ geht also über das Herrichten hinaus und assoziiert noch den finalen Genuss.
Wie soll man so einen Begriff passend übersetzen?
Das Englische >doll-up< trifft das Herrichten – das Ziel des „Anbeißens““ bleibt hier offen. Also hier ist für eine gute und passende Übersetzung eben Einfühlungsvermögen, sprachliches Gefühl und Verständnis notwendig.
Wenn Sie einen passenden Begriff im Englischen für „Aufbrezeln“ kennen, freuen wir uns über einen Kommentar.
Der Stachus
Eine wunderschöne Geschichte erklärt uns, warum in München ein Platz einen Doppelnamen hat:
Kurfürst Karl-Theodor der Pfalz und Baiern (erst später wurde daraus Bayern) war seit dem 30. Dezember 1777 als Karl II. zudem Kurfürst von Baiern. Da er sich fast ausschließlich mit Beratern aus der Pfalz umgab und auch kaum bairisch sprach, wurde er von seinen Untertanen nicht sehr gemocht und vielleicht auch gar nicht verstanden.
Daher entschloss er sich, mit einer Marketingaktion sein Ansehen zu verbessern. Ein wichtiger Platz in München sollte nach Ihm dem Kurfürst benannt werden. Das westliche Stadttor von München wurde so zum Karlstor und der Platz darum zum Karlsplatz.
Allerdings sind die Oberbayern ein stures und rebellisches Bergvolk und so nannten die Münchner diesen Platz statt Karlsplatz einfach “Stachus” – nach Eustachius Föderl, der dort eine Gaststätte betrieb.
Noch heute – 240 Jahre später – schallt es in der S-Bahn: “Nächster Halt: Karlsplatz-Stachus”.
Wenn Sie sich also in München mit einem Bayern am Karlsplatz verabreden, können Sie evtl. lange warten…
Gälisch*** und der Brexit
Die Weltsprache ist Englisch. Und das selbstverständlich auch im Vereinigten Königreich (UK) und in Schottland. Im ganzen United Kingdom? Nein, den auch hier gibt es Volkstämme die sich weder besiegen lassen noch ihre Sprache ablegen wollen. Es handelt sich um die westliche Region in Schottland und die Sprache ist „Galic“ – irgendwie kommt mir das bekannt vor.
Verzwickt wird es nun mit dem Brexit. Schottland ist gegen den Brexit – auch weil die EU finanzielle Hilfen für Schottland ermöglicht und zugleich sprachliche Minderheiten unterstützt werden. Das königliche Britannien ist für den Brexit. Was wird nun aus dieser gälischen Minderheit? Wird Sie evtl. in die Bretagne emigrieren und dort ein eigenes Dorf der Unbezwingbaren gründen? Vielleicht brauen sie dort dann auch einen Zaubertrank auf Basis des legendären „Schottischen Whiskeys“?
Wer nun vor hat Waren und Dienstleistungen in Schottland anzubieten, sollte eine “Gälische“ Website als Option in Betracht zu ziehen.
Fazit:
Der Nutzen einer Lokalisierung von Texten wird oft unterschätzt. Nur wer Land, Leute und die Gewohnheitenkennt, kann auch treffende Übersetzungen anfertigen. Der Inhalt muss also entsprechend geschrieben sein. Um ein Produkt gut zu vermarkten, braucht es also den spezifischen Content. Ein Schuh wird draus, wenn selbst ethnische Gegebenheiten berücksichtigt werden.
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